Alles was wir hatten war ein Foto, welches das riesige Portal der Hochkogelhöhle mitten in der mehrere hundert Meter hohen Nordwand dieses Berges zeigte. In die Rucksäcke mussten nur noch 100 Meter Seil, das gesamte Höhlenzeug und eine Portion … na egal was auch immer (es fliegt und beginnt mit V). Auf jeden Fall war der Tag noch lange genug, nachdem wir im Sommer 2006 in unter einer Stunde vom Mittereckerstüberl zur Hochkogelhütte aufgestiegen waren. Leider wollte sonst keiner mehr mitkommen und so stiegen wir, Gerhard Wimmer und Clemens Tenreiter, in Richtung Abbruch ab.
Die Hochkogelhöhle wurde schon vor vielen Jahren in den Kataster aufgenommen, jedoch blieb sie bisher unvermessen. Auch waren viele Gerüchte über den Zustieg und die Höhle selbst im Umlauf. So sollte sie ohne Seil in der über 500 Meter hohen Wand erreichbar sein. Auch die Längenangaben von etwa 300 Meter, bis das sie unter die Hütte reichen soll, waren dabei.
Man verlässt die Hochkogelhütte in Richtung Hochkogel und genau in der Mitte der beiden geht es dann links hinab in den Wald. Man klettert über einige kleine Stufen ab und hält sich immer Richtung Wand bis zum ersten Band, dem man bis auf die Kante folgt. Das wäre auch bis zu diesem Punkt der richtige Zustieg. Doch einmal auf das Foto gesehen, welches der Planer Heli uns gegeben hat und wir entschieden wir sind zu hoch.
Also runter. Band hinauf, Stufe runter, runter, runter und noch weiter runter, dann ausqueren. Dass war dann wohl ein wenig zu tief. Wieder hinauf mit den schweren Säcken aufs nächste Band. Unter uns war mitten in der Wand eine Wiese, über der wir die Höhle vermuteten. Dann also abseilen. Leider Nichts.
Also weiter hinauf. Direkt über den Grat. Stellen III, frei. Dann wurde uns das ganze doch zu steil. Also querten wir ein schmales Band zurück, falls man es Band nennen kann. 100 m Luft unterm A… . Kein Weiterkommen mehr, also seilten wir an einem Baum mit Doppelseil 50 Meter ab. Wir waren nun wieder ganz unten. Diesmal ging es im Wald hoch bis auf eines der oberen Bänder. Neues Band – Neuer Versuch. Wieder Abseilen. Nichts. So ging es noch ein paar Mal hinab und wieder hinauf.
Wir fanden die Höhle einfach nicht. Ein Portal von mindestens 20 Metern Breite. Irgendwann standen wir dann wieder ganz oben, am ersten Band. Diesmal zählten wir auf dem Foto die Gesteinsschichten und verglichen sie mit der Wand. Ein letztes Mal noch abseilen, dann wollten wir aufgeben. Ich band das Seil um einen Baum und schwebte hinab. Nach ca. 20 Metern kam ich an einen Wildwechsel, dem ich auf einem schmalen Band nach rechts folgte. Und ich stand wirklich vor dem Portal der Hochkogelhöhle auf 1440m. Ich ging nun den Wildwechsel zurück und konnte ihn, ohne am Seil aufzusteigen, bis zu Gerhard verfolgen. Wenige Minuten später standen wir beide dann gemeinsam vor dem Portal und begannen mit der Vermessung.
Die Höhle bewegt sich in einem großen Rundzug vom kleineren Eingang b zum Eingang a, dem eigentlich großen Portal. In kurzer Zeit hatten wir diese untere Etage vermessen. Jedoch sahen wir aus einem Deckenloch ein Seil herabhängen.
Also zurück zur Hütte – Bohrmaschine holen. In 15 Minuten waren wir wieder auf der Hütte, denn weiter entfernt ist die Höhle eigentlich nicht. Auch waren Max und Isabella Wimmer schon von ihrer Tour zurück, aber sie ließen sich nicht erweichen mit uns zu kommen. Nun ging es wieder zurück zur Höhle wir zogen uns um und dann stieg auch schon Gerhart das alte, aus der Decke hängende Seil hoch. Insgesamt ging es so drei Stufen und eine Querung hoch. Wir sicherten alles neu mit Bohrdübeln ab, denn die alten Seile waren nur an Normalhaken befestigt, die keinen wirklich guten Eindruck machten. Diese obere Etage hatte aber schon bald ihr Ende, so ging es zurück zum Eingang.
Wir stiegen bei den letzten Sonnenstrahlen und einem wunderschönen Sonnenuntergang zurück zur Hütte auf. Auch markierten wir den Weg zur Höhle ein wenig mit Steinmännchen. Nach 6 Stunden suchen und fast 3 Stunden vermessen waren wir dann doch froh endlich etwas in den Magen zu bekommen. Auch trotz Nordwand im Sommer, sollte man sich zu zweit mehr als 1,5 Liter, zum Trinken mitnehmen.
Nach dem Essen ging es aber gleich ins Bett, den am nächsten Tag scheuchte uns der Max zum Scheiblingkogel, die Lou Toti (1626/33) Höhle zu vermessen.
Raumbeschreibung:
Das ca. 20 x 10 Meter messende Portal, der Hochkogelhöhle öffnet sich in einem riesigen Halbbogen nach Norden. Nach wenigen Metern führt der Gang steil nach unten in den „Hochkogeldom“ hinab. Der Boden ist mit Geröll und großen Steinen bedeckt. An der südlichen Seite ist er verstürzt und nach oben setzt sich der „Spezialistenschlot“ fort. In dieser Halle dreht sich dann der Hauptgang (6 x 15 m) nach Westen und führt wieder steil nach oben. Wenn man oben ansteht, zweigt links der „Ebenseeergang“ ab. Am Anfang noch sehr niedrig und schlufartig, erweitert er sich zu einem Gang mit etwa 2 m Höhe. Nach mehreren Richtungswechseln endet er in einem Versturz mit Wetterführung. Auch weist dieser Gang schwache Versinterung (Perlsinter) auf.
An der Stelle, wo der „Ebenseeergang“ abzweigt, wird nun der Hauptgang deutlich kleiner und führt nach Norden, wo man über einige Blöcke in eine Kammer gelangt. Hier kann man durch ein kleines Fenster in den „Hochkogeldom“ blicken. Am Boden liegt ein Gamsskelett (Müchi?). Wenn man sich weiter nach N wendet steht man schon nach wenigen Metern wieder im Freien beim etwa 3 x 2 Meter messenden „Eingang b“.
Über den Spezialistenschlot steigt man, zuerst über einen Schlot und dann in einer engen Kluft (P+13, P+7, P+3) nach oben in den „BRD Gang“. Um den Gang zu erreichen, muss zuerst eine Seiltraverse, über den nach unten abbrechenden Schacht, gemacht werden, der in den Hochkogeldom hinabführt. Der „BRD Gang“, mit einem Querschnitt von etwa 3 Metern, geht nun steil nach oben bis er nach etwa 30 Metern in einem Versturz endet (Luftzug).
Die Höhle wurde mit einer Gesamtlänge von 321 Metern bei nur einer Tour abgeschlossen. Möglichkeiten zur Weiterforschung gibt es leider keine. Auch wurden bei der Höhlensuche in der Wand keine weiteren Höhlen gefunden.
Auf jeden Fall zahlt sich ein Besuch der Höhle aus, wenn man schon einmal auf der Hochkogelhütte ist. Der Rundgang zwischen den beiden Eingängen ist auch für Mutige ohne Licht möglich.