Langjährige Teamarbeit bringt sensationellen Erfolg: Österreich besitzt längste Höhle innerhalb der EU!
Ein großartigerErfolg gelang der Raucherkar-Expedition des Landesvereins für Höhlenkunde inOberösterreich. Nach jahrzehntelanger Forschungsarbeit konnte die Verbindungzweier Riesenhöhlen im Toten Gebirge gefunden werden. Das so entstandene„Schönbergsystem“ im Grenzgebiet zwischen Oberösterreich und Steiermark gehörtmit über 120 Kilometern Gesamtlänge zu den ausgedehntesten unterirdischenLabyrinthen der Erde.
Als vor 46 Jahren im August 1961 einige Abenteurer erstmalsdie „Fensterhalle“ im Raucherkar am Abhang des westlichen Toten Gebirgesbetraten, ahnten sie nicht, dass sie soeben die ersten Schritte in eines derbedeutendsten Höhlensysteme auf dem Globus gesetzt hatten. In den Folgejahrenwaren es Pioniere des Landesvereins für Höhlenkunde in Linz, die der sogenannten „Raucherkarhöhle“ Kilometerum Kilometer abtrotzten. Nach immer aufwändiger werdenden Forschungseinsätzenwurde schließlich eine alljährliche Forschungswoche auf der Ischler Hütteeinberufen, welche die Höhlen im Gebiet des Schönbergs, der auch namensgebendfür das neue Höhlensystems ist, zum Ziel hatte. Neben der Raucherkarhöhle begann man auch ein – damals noch weiter entferntliegendes – Labyrinth im Feuertal zuerforschen. Letzteres wuchs, von der altbekannten „Feuertal-Eishöhle“ aus, bald ebenfalls auf stattliche Dimensionen.So wurde diese Unternehmung zu einer der erfolgreichsten in der Geschichte derösterreichischen Höhlenforschung.
Am Samstag, 28. Juli 2007 traf man sich bereits zum 28. Malauf der Ischler Hütte zur Raucherkar-Expedition, die den Kernpunkt derganzjährlichen Forschungen im Gebiet darstellt. Einer jungen Gruppe desoberösterreichischen Landesvereins waren kurz zuvor sensationelle Entdeckungenim Feuertalsystem gelungen. RiesigeGänge mit phantastischen, tropfsteingeschmückten Hallen führten schnurstracksin Richtung Raucherkarhöhle undließen einen Zusammenhang immer wahrscheinlicher werden. Am letzten Tag derForscherwoche, Freitag, 3. August 2007 um 15 Uhr war es endlich soweit. Überein enges Labyrinth von Spalten und Röhren gelang die Verbindung und vereintedie inzwischen 86 Kilometer lange Raucherkarhöhlemit dem 34 Kilometer langenFeuertalsystem zum 120 Kilometer langen„Schönbergsystem“, der größten Höhle der EU! – Jahrzehntelange Teamarbeit,an der neben dem Linzer Verein auch Forscher aus anderen Teilen Österreichs unddem Ausland beteiligt waren, fand somit ihren krönenden Höhepunkt. Dabei warenoft alpinistische Höchstleistungen, wie die Überwindung hunderte Meter tieferSchachtsysteme gefragt.
Neben dem Längenrekord lieferten die Forschungen auchwertvolle Ergebnisse für die Wissenschaft. So sind die 120 KilometerHöhlengänge lückenlos in einer Datenbank dokumentiert und erlauben alsvirtuelles 3D-Modell tiefe Einblicke in die unterirdischen Wasserwege des TotenGebirges. Ein unschätzbarer Vorteil bei der Suche nach wertvollenTrinkwasservorräten! Zusätzlich wurde die Höhlenfauna untersucht und durchRadon-, Eis- und Temperaturmessungen konnten hochinteressante Klimadatengewonnen werden.
Die Höhlenforscher hoffen nun, dass ihnen die Erfolge auchzu mehr Anerkennung in der Öffentlichkeit verhelfen, denn Projekte gäbe es –nicht nur im Toten Gebirge – noch genug.