Das Wasser ist hauptverantwortlich für die Bildung von Höhlen im Kalkstein. Darum beschäftigt sich ein eigenes Teilgebiet der Höhlenforschung mit dem Wasser: die Speleo-Hydrologie.
Der Karsthydrologie kommt im Rahmen des Schutzes von Trinkwasserreserven eine immer größere Bedeutung zu und die Höhlenforschung mit ihren darin integrierten Wissensgebieten kann dazu wertvolle Beiträge leisten. Im Tätigkeitsprogramm des Landesvereins für Höhlenkunde in OÖ. stehen karsthydrologische Untersuchungen in der Rettenbachhöhle bei Windischgarsten, welche von 1992 bis 2002 gemeinsam mit dem Hydrographischen Dienst beim Amt der OÖ. Landesregierung durchgeführt werden. Das extreme Hochwasser im August 2002 zerstörte die damals noch in der Höhle installierten Messeinrichtungen. Verblieben sind als Rest des Untersuchungsprogrammes Hochwassermelder, deren jährliche Kontrolle Aufschluss über ein Ansprechen des Hochwasserüberlaufes beim Höhlenportal gibt. Bei dieser Höhle bietet sich die seltene Möglichkeit, dass hochphreatische Zonen (= vom Karstgrundwasser zeitweise überflutete Bereiche) ohne erhebliche Schwierigkeiten zugänglich und beobachtbar sind. Theodolitvermessungen mit geodätischer Genauigkeit waren ergänzend zu den kontinuierlichen hydrographischen Messungen notwendig, um den exakten Höhenbezug zu den aussenliegenden Quellhorizonten herzustellen. Ein groß angelegter Markierungsversuch in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Kalkalpen rundete die Forschungen ab. Die gewonnenen Ergebnisse und aktuellen Datenerhebungen wurden in den Mitteilungsblättern unseres Vereins ausführlichst veröffentlicht und sind nicht nur für fachspezifische Fragestellungen sowie in Bezug auf Sicherheitsaspekte bei Befahrungen aktiver Wasserhöhlen bedeutsam, sondern stellten auch eine wesentliche Grundlage für die umfangreichen hydrochemischen, limnologischen, sedimentologischen und biospeläo-logischen Untersuchungen im Rahmen der Planungsarbeiten für den nun verwirklichten Nationalpark Kalkalpen dar.