Am 15. Juni 2004 wurde von Erhard FRITSCH und Mag. Kurt SULZBACHER der in der Gemeinde Engerwitzdorf liegende Niederthal-Sandstollen vermessen. Die Anlage befindet sich in einem Wäldchen knapp 500 m östlich von Niederthal, hat eine Länge von 228 m und weist bei durchschnittlich 2 m Gangbreite Raumhöhen bis über 3 m auf; im Eingangsteil erreicht letztere sogar 6 m. Der Niveauunterschied zwischen höchstem und tiefsten Punkt beträgt fast 12 m.
Der Hauptgang erstreckt sich auf eine Länge von 60 m in Richtung SE und knickt dann noch kurz nach SSW um. Auf halber Strecke zwischen Eingang und Höhlenende zweigen drei mehrfach untereinander verbundene Gänge ab und bilden ein nach SW bzw. S ausgerichtetes Labyrinth. Durch den Abbau größerer Sandmengen ist es in den letzten Jahrzehnten im Eingangsbereich zu einer starken Eintiefung der Sohle gekommen, so dass heute für die Begehung eine zumindest auf 4,2 m Länge ausziehbare Leiter erforderlich ist!
Wann mit dem Vortrieb der Stollen begonnen wurde, ist nicht bekannt; sie liegen in den sog. Linzer Sanden, die hier von Schlier überlagert werden (geolog. Gutachten von Dr. W. HEISSEL, Reichsamt für Bodenforschung, 3. 2. 1944). Der gelb- bis rötlichbraune, abwechselnd von heller und dunkler gefärbten Bändern durchzogene Sandstein wird vielerorts durch vertikale Klüfte gespalten. Mit Ausnahme zweier feuchterer Stellen, waren die Räume am Befahrungstag überall sehr trocken.
Im Frühjahr 1944 hat man über dem Stollensystem mehrere Sprengungen durchgeführt, um die Auswirkung von Obertagexplosionen auf die Standfestigkeit freitragender Gewölbe mit unterschiedlichen Profilen zu prüfen. Ein Erfahrungsbericht liegt nicht vor, bei der offensichtlich geringen Überdeckung der Stollenfirste, die das für Schutzbauten damals geforderte Maß keinesfalls erreicht, könnten die vier großen Deckenbrüche jedoch durchaus die Folge gewesen sein. In der näheren und weiteren Umgebung sind noch zahlreiche andere, meist aber kleinere Stollen vorhanden.
An Tieren wurden aufgesammelt: 1 M von Choleva cisteloides (ein kleiner Aaskäfer), die Spinnen Nesticus cellulanus (1 M) und Metellina merianae (2 M, 3 W) sowie eine Mumie von Myotis daubentonii (Wasserfledermaus).