Eisverhältnisse Kleiner Rundgang 2008
Im Frühsommer 2007 wurde durch Aufgraben des Separatistenschachtes ein neuer Zugang zum Feuertal-Höhlensystem geschaffen und damit der Grundstein für den nachfolgenden Zusammenschluss mit der Raucherkarhöhle gelegt. Gefunden wurde der Separatistenschacht mittels GPS-Suche anhand der Koordinaten der darunterliegenden oberflächennahen Höhlenteile. Ausschlaggebend für das Auffinden war der kalte Luftstrom, der aus einem etwa faustgroßen Loch spürbar war.Da die Bedeutung und Wirkung des geöffneten Separatistenschachtes für die Gesamtbewetterung des Höhlensystem unklar war und eine Vereisung des engen Schachteinstieges befürchtet werden musste, war für Ende Oktober 2007 eine provisorische Abdeckung des Einstieges mit Holzbrettern geplant. Der frühe Wintereinbruch vereitelte dieses Vorhaben. Die Natur half jedoch mit und der Eingang wurde frühzeitig zugeweht, sodass der Schneeverschluss eine Luftzirkulation verhinderte. Im Zuge von Forschungsfahrten wurde der Separatistenschacht im Winter 2007/ 2008 mehrmals aufgegraben, sodass er zeitweise Kaltluft ansaugen konnte. Das eingebaute Fixseil wurde bei einer Befahrung abschnittweise eingeeist vorgefunden, der Zugang war dadurch aber nicht unterbunden.
Nach dem insgesamt schneearmen und sehr milden Winter war der Separatistenschacht rasch schnee- und eisfrei. Im Sommer 2008 wurde dieser Eingang für zahlreiche Forschungsfahrten benutzt, da er einen kurzen Zugang für lohnende Forschungsziele darstellt. Der Separatistenschacht stellt nun den wichtigsten Eingang zum Feuertalsystem von der Südseite des Schönbergs dar. Während der Forschungswoche auf der Ischlerhütte wurde der Eingangsbereich detailliert aufgenommen und von Gerald Knobloch in der Folge ein Grundkonzept für eine Neuanlage eines Einganges anstelle des problematischen Schachtes erstellt. Unabhängig davon, wie die dauerhafte Lösung beim Separatistenschacht aussehen wird, ist die Kenntnis der dortigen Bewetterungsverhältnisse von großer Bedeutung. Aus diesem Grunde wurde am 30.07.2008 am Gangbeginn unmittelbar unterhalb des Schachtes ein Datensammler zur Registrierung der Lufttemperatur installiert. Es handelt sich um ein Ersatzgerät von Typ Tinytag der Firma Gemini Data Loggers, welches bisher für den jährlichen Wechsel der Datensammler an den bisherigen 8 Temperaturmessstellen im Schönberg-Höhlensystem verwendet wurde. Das Gerät erfasst und speichert die Lufttemperatur im Stundenintervall. Der Entfall eines Ersatzgerätes erschwert zwar die Datenauslesung und ich beabsichtige daher, künftig die Datensammler nur mehr bei erforderlichem Batteriewechsel aus der Höhle mitzunehmen und ansonsten mittels Netbook vor Ort auszulesen.
Die Messergebnisse der neuen Messstelle sollen Aufschluss über die lokalen Bewetterungsverhältnisse und über die Zeiträume mit Schneeverschluss am Separatistenschacht geben. Daneben dürfen auch Erkenntnisse zu den laufenden höhlenklimatischen Untersuchungen im Schönberg-Höhlensystem erwartet werden, deren bisherige Ergebnisse in einem Beitrag der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Die Höhle“ (Heft 1-4 / 2008 – 59.JG.) zusammengefasst wurden.
In diesem Zusammenhang kann über die Eisentwicklung nach dem überaus milden Winter 2007/2008 berichtet werden. Obwohl anhand der Temperaturaufzeichnungen nur eine spärliche und zeitlich sehr begrenzte Kaltluftzufuhr zu den Eisteilen gegeben war, wurde der in den letzten Jahren beobachtete Eisaufbau nicht unterbrochen, sondern ging in abgeschwächter Form weiter. Am Kleinen Rundgang wurde das eingebaute Halteseil an der Engstelle oberhalb des Eiswalldoms eingeeist und die Stelle musste neu abgesichert werden.
Die Reste einer zusammengebrochenen mächtigen Eissäule aus dem vorhergehenden Winter im Großen Eissaal überstanden die dazwischen liegende Abschmelzphase und waren unter der Neueisbildung zu erkennen. Auch der Zugang zum Eisstadion über die Versäumte Kluft war an verschiedenen Stellen stärker vereist als ein Jahr zuvor. Unmittelbar vor dem Eisstadion ist jetzt der Gangquerschnitt durch eine mächtige Eissäule stark eingeschränkt (siehe Bild).
Die größte Überraschung war jedoch der Eisverschluss in der Gangverbindung vom Besprechungszimmer zum Schacht A7, wodurch eine geplante Seilrückholaktion aus diesem Schacht am 31.07.2008 scheiterte. Am Boden des Besprechungszimmers bildete sich ein Eissee und die Gangfortsetzung Richtung A7 war nicht mehr sichtbar. Es ist zu befürchten, dass der Schacht A7 längere Zeit auf diesem Weg nicht mehr erreichbar ist.
Mit großer Neugier erwarte ich die ersten Begehungen nach dem intensiven und in Hochlagen äußerst schneereichen Winter 2008/2009. In Verbindung mit der abrupt nach der Kälteperiode im März einsetzenden Schneeschmelze ist heuer mit günstigen Voraussetzungen für einen überdurchschnittlichen Eiszuwachs zu rechnen. Womöglich ist das Eisstadion über den normalen Zustieg gar nicht mehr erreichbar, falls das Zugangsportal weiter zuwächst.