Auf Initiative der Stadtgeschichte Rohrbach-Berg wurde der sagenumwobene „Geheimgang“ des Schlosses Berg von Josef Weichenberger, Historiker und Spezialist für Erdställe und Thomas Scheucher, Höhlenforscher genau erforscht. Bisher ging man davon aus, dass dieser unterirdische Gang ein Fluchtweg vom Schloss Berg zum „Zizlbauer“ war.
Josef Kriegner, unter dessen Grundstück dieser Stollen auch verläuft, hatte diesen bereits vor Jahren bestiegen und auch von losen Schuttmaterial gesäubert. Obwohl man wusste, dass dieser auch ein Wasser-Staubecken enthält und darin Wasserleitungen verlegt wurden, war dessen Funktion und Ursprung unbekannt. Unbekannt waren bisher neben der Entstehung auch der ursprüngliche Errichtungszweck und die Ausmaße des alten Bauwerks.
Der Einstiegsschacht liegt unter einem völlig unscheinbaren Kanaldeckel, fünf Eisenklammern führen in den noch immer aktiven mittelalterlichen Quellstollen hinab. Der Gang läuft vom Einstiegsschacht in zwei Richtungen. Wurzeln haben sich bereits ihren Weg durch die Trockenmauer gebahnt. Dem Wasserzulauf folgend geht es bebückt vorwärts, etliche Neuzeitliche Rohrleitungen durchschneiden bereits den Stollen.
Dringt man weiter ins Innere vor, gelangt man an eine Stelle, wo die Stollenabdeckung durch massive Eisenträger ersetzt wurde, was auf einen Verbruch im letzten Jahrhundert hindeutet, und mit der Errichtung der Straße nebenan zu tun haben könnte.
Die Wände verengen sich und der Stollen gewinnt etwas an Höhe, den gefährlichste Abschnitt bildet ein Deckenstein; eine schwere Granitplatte welche gebrochen über dem Gang hängt. Diese wird nur mehr von einem morschen Holzpfeiler vom Absturz abgehalten.
Der „Geheimgang“ führt bis zu einer 25 Zentimeter hohen Abmauerung, welche das Wasser aufstaut, dahinter beträgt die Wassertiefe ungefähr 0,9 Meter, und sorgete für einen kontinuierlichen Abfluss an Wasser. Das Wasser Rückstaubecken endet an der Stollenbrust, deren Raumhöhe sich deutlich von der Firste des Stollens abhebt. Vom Einstiegsschacht führt der Gang in Richtung Schlosskeller, dessen Mauer einen 40 mal 40 Zentimeter breiten Durchlass aufweist, dahinter fließt das Wasser frei ab, und versorgte das Schloss über Jahrhunderte mit frischen Quellwasser.
Josef Weichenberger schildert diesen unterirdischen Gang als „aufwändig gebauten Stollen. Besonders interessant ist, dass die großen Deckensteine aus sehr großen Granitplatten bestehen und auch sonst sehr solide Maurerarbeiten (Trockenmauern) durchgeführt wurden. Überraschend war auch, dass der anfangs nur ca. 1 Meter hohe Gang bis zu einer Höhe von ca. 2 Metern ansteigt. Klar ist jedenfalls, dass das Bauwerk 50 m lang ist, und nicht wie bisher angenommen, an einem Ende eingebrochen ist. Man kann damit ausschließen, dass es sich um einen „Fluchtweg“ zum Hof des Zizelbauern gehandelt hat. Es ist sehr naheliegend, dass es sich bei dem Bauwerk um einen spätmittelalterlichen Wasserstollen handelt“.
Auf die Frage von Albert Ettmayer, Sprecher der Stadtgeschichte Rohrbach-Berg, ob die Untersuchung eine Enttäuschung war, da man keinen Geheimgang entdeckte, antwortet Thomas Scheucher: „Keinesfalls, allein die Bauweise war faszinierend und zudem ist für uns wichtig, bekannte Bauwerke detailliert zu dokumentieren, weil sich aus der Gesamtschau neue Erkenntnisse ergeben“.
Bürgermeister Andreas Lindorfer und sein Stellvertreter Fanz Hötzendorfer, zuständig für das Bauwesen, ließen es sich nicht nehmen selbst in den Stollen einzusteigen, um einen Eindruck davon zu erhalten. „Ich freue mich über das Engagement der Arbeitsgruppe Stadtgeschichte und es ist auch für mich als Bürgermeister verblüffend was alles neu entdeckt wird“. Auch Hötzendorfer war fasziniert von diesem historischen Bauwerk, warnt aber davor selbständig in Höhlen ein Abenteuer zu suchen!